Alles was neu ist, jeder, der Veränderungen möchte, wird zwangsläufig von den „Etablierten“ erst einmal misstrauisch beäugt. Und so hieß es auch im Jahre 1984 nach der Gründung des Grünen Ortsverbandes in so gut wie allen öffentlichen Stellungnahmen: Hilfe, die Grünen kommen! Vor allem als bekannt wurde, dass diese für Senden neue Partei direkt zur damaligen Kommunalwahl antreten wollte.
Gut, dass dieses Misstrauen seinerzeit von vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde nicht geteilt wurde. Gerade mal drei Monate nach der Gründung zog die neue Grüne Fraktion mit vier Mitgliedern – zwei Frauen und zwei Männer – direkt in den Sendener Gemeinderat ein.
Politisches Engagement war ihnen bis dato nicht fremd gewesen, sie kamen aus der Frauen- und Friedensbewegung, hatten sich positioniert gegen den NATO-Doppelbeschluss, die atomare Aufrüstung, gegen Atomkraftwerke - alles Themen, die im Grundsatz oder hinsichtlich ihrer Spätfolgen noch heute hochaktuell sind. Lediglich die parlamentarische Arbeit auf Gemeindeebene war dagegen „Neuland“ gewesen.
Und ganz im Sinne jenes grundsätzlichen Misstrauens wurde es ihnen nicht leicht gemacht. Ihre Anträge wurden in aller Regel abgelehnt - woran sich im Übrigen bis heute nicht allzu viel geändert hat. Dabei waren und sind die Themen und Anträge der heimischen Grünen weder revolutionär noch abgehoben von der Realität; sehr oft verschwinden sie in irgendwelchen Schubladen und tauchen dann nach einiger Zeit auf wundersame Weise mit einem anderen Farbanstrich versehen wieder auf. Ist es das, was man landläufig Ideenklau nennt?
Um nur einige Initiativen zu nennen, die auf die Grünen zurückgehen: Ganztagsbetreuung in Kindergärten und Schulen, gemeindliche Sozialarbeit, eine Frauenbeauftragte, aufsuchende Jugendarbeit, Sonnenenergienutzung auf gemeindeeigenen Gebäuden. Und aus der jüngeren Zeit: ein(e) Umweltbeauftragte(r), Anträge zur Stadterneuerung, für eine Fußgängerzone, Radwegeausbau und Verkehrslenkung. Auch der Bürgerbus war schon vor längerer Zeit von den Grünen ins Gespräch gebracht und gleich erstmal als unsinnig abgelehnt worden. Wie sich die Zeiten ändern!
Inzwischen wird die Partei Bündnis 90/Die Grünen in der Öffentlichkeit als „etabliert“ wahrgenommen, ein Begriff, der von antidemokratisch orientierten Kräften sogar als Schimpfwort benutzt wird. Nun – die Voraussetzungen zur Mitgestaltung sind in Senden grundsätzlich gut und das Meiste, das in unserer Gemeinde geboten und geleistet wird, wird von allen Fraktionen im Sendener Rat gemeinsam getragen.
Doch wir Grünen fühlen uns weder als „Etablierte“ noch als „Revoluzzer“, wenn wir in Senden auch in Zukunft Dinge anstoßen werden, die wir für verbesserungsfähig oder erneuerungsbedürftig halten. Vielmehr sehen wir uns – im Einklang mit unseren Wählerinnen und Wählern – als Anstoßgeber und als der notwendige Motor für eine positive Entwicklung unserer Gemeinde.
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